Tagesdecke "Tutenchamun"

Als ich vor Jahren das erste Mal Urlaub in Ägypten gemacht habe, hat es mir dort sehr gut gefallen - jeden Tag scheint die Sonne, das wunderschöne Rote Meer, die Leute sind unvorstellbar nett, hilfsbereit und gastfreundlich (ganz im Gegensatz wie bei uns, muss ich leider bemerken...), und auch die Sprache habe ich faszinierend gefunden.
Ich hab mir dann dort um einen Spottpreis Rastazöpfe flechten lassen. Der Chef beim Friseur konnte sogar deutsch, also konnte ich den Preis mit ihm aushandeln. Dann ist er aber gegangen und sein Angestellter hat zum Flechten angefangen. Und der war ein Bild von einem Mann ;-) ! Leider konnte der natürlich kein Deutsch, auch nur etwa 2 oder 3 Wörter Englisch, also bin ich geschlagene 7 Stunden im Friseursessel gesessen, ein Traummann fuhrwerkt bei meinen Haaren herum - und ich kann KEIN EINZIGES WORT mit ihm wechseln!!!
Das passiert mir NIE WIEDER, habe ich mir gesagt, und habe sofort nach dem Urlaub bei uns daheim nach Ägyptern gesucht, die mir Arabisch beibringen!
Ich habe dann zuerst mit einem Ägypter gelernt, der als 5jähriger schon nach Tirol gekommen ist mit seiner Familie, also genauso gut deutsch (bzw. tirolerisch *g*) wie arabisch konnte. Mit dem habe ich mehrmals in der Woche mithilfe eines Englischbuches gelernt, das wir Schritt für Schritt auf Arabisch durchgegangen sind. (Dabei habe ich so lebenswichtige Sätze gelernt wie: "Ich kenne einen Zauberer. Er wohnt in einem alten Haus hinter den Bergen." *hahaha*)
Der war allerdings nur auf Montage hier (der Ägypter, nicht der Zauberer *hihi*!) und ist nach ein paar Monaten wieder zurück nach Innsbruck gegangen :-(  (Also doch hinter die Berge *lol*)
Das war richtiggehend traumatisch für mich und ist mir nähergegangen als so manche Trennung von einem Freund *hihi* - wie sollte ich denn dann weiter arabisch lernen???

Ich habe dann übers Internet nach Ägyptern gesucht und in der Zwischenzeit viel arabische (Pop)Musik gehört, mir die Texte dazu ausgedruckt und eine englische Übersetzung gesucht, dass ich es auch wirklich richtig verstehe und auf Deutsch übersetzen kann. In dieser Zeit wurde meine Aussprache dann etwas besser.

Und ENDLICH habe ich dann eine Familie gefunden, wo das damals 14jährige Mädchen mir ganz geduldig weiter Ägyptisch-Arabisch beigebracht hat!
Als Dankeschön für alles (wir haben nicht nur gelernt, sondern uns auch immer ganz nett unterhalten, mein Kleiner und ich bekamen jedes Mal ein leckeres ägyptisches Essen, wir waren sogar bei ihren Verwandten am Suez-Kanal für 2 Wochen, die mit uns unter anderem bei den Pyramiden waren und uns Kairo gezeigt haben - und das ALLES, ohne irgendetwas dafür zu verlangen!!! Wie schon gesagt, die arabische Gastfreundschaft ist wirklich unschlagbar!!), ja, als Dankeschön habe ich begonnen, eine riesige Tagesdecke mit Tutenchamun drauf zu häkeln.






Die Vorlage dafür habe ich selber gezeichnet, viele karierte A4-Zettel aneinandergeklebt - sogar die Vorlage hatte kaum am Küchentisch Platz, und die Decke ist dann ca. 150 x 240 cm groß geworden!

Mein Sohn und ich waren dann auch ein ganzes Jahr in Ägypten, er war damals 7 und hat die 2. Klasse sozusagen "geschwänzt" - ich habe um häuslichen Unterricht angesucht, habe die Schulbücher besorgt und wir haben jeden Tag zwischen Strand, Essengehen und Bummeln 1-2 Stunden gelernt. Ende Juni mussten wir wieder in Österreich sein, er hatte eine Prüfung in der Schule und hat dann sein Zeugnis bekommen.

Gekostet hat das nicht wirklich viel, ich hab zwar vorher etwas mehr gearbeitet, um etwas Geld zu sparen, aber im Großen und Ganzen sind wir mit den Alimenten und der Kinderbeihilfe, die ja monatlich weiterhin auf mein Konto überwiesen worden sind, super über die Runden gekommen! Das Leben ist wirklich billig in Ägypten, abgesehen von 200.- Miete jedes Monat für eine große Wohnung mit allem Drum und Dran, ganz nahe an der Einkaufsstraße und am Strand, haben wir kaum Geld gebraucht. Stromkosten waren im Monat zwischen 1.- und 3.- Euro (je nachdem, wie viel die Klimaanlage an war), ein typisches ägyptisches Essen war Tameia, eine Art Kebap, aber statt Fleisch kleine Gemüsenuggets drinnen, das hat umgerechnet ca. 15 Cent gekostet. Jede Portion in diesen Läden hat es um 15 Cent gegeben, egal ob Tameia, Pommes, Ful (ein ganz leckerer Bohnenbrei), scharf gefüllte Auberginen oder was auch immer... Als Gratisbeilage hat es sogar noch saures eingelegtes Gemüse gegeben, wenn man das wollte!
Einmal Essen in der Pizzeria waren ca. 2,50 für uns beide, oder in einem Fischrestaurant haben wir mal gerade 8 Euro für 4 Personen gezahlt, wobei sich der Tisch aber gebogen hat vor lauter Beilagen zu den Hauptgerichten!

*seufz* Es war wirklich ein tolles Jahr!

Wieder daheim, hab ich fleißig weitergehäkelt, allerdings das Mädchen dann nicht mehr oft gesehen.
Ich hab mir vorgenommen, wenn sie heiratet, ihr die Decke zu schenken - und das hat sie jetzt gemacht!
Also wurde der Kasten danach durchwühlt - und da habe ich mir gedacht, ein Foto muss ich schon noch davon machen, bevor ich sie ihr gebe, wenn sie jetzt dann bald aus Ägypten zurückkommt!

Und jetzt träume ich noch kurz weiter von 40 Grad und türkisfarbenem Meer, bevor ich zu meiner Freundin Geburtstag feiern fahre! =)

S  ҉  nnige Grüße,
Sandra!

Kommentare

  1. Boah, du bist echt zu beneiden. Das muss ein Traum gewesen sein. Und absolut spotbillig. Für 3 € Strom, das ist nicht zu glauben. So ein Jahr würde ich auch gern mal machen.

    Liebe Grüsse
    Lisa

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  2. Ich nochmal,
    die Decke ist super geworden. Wie lange hast du gebraucht?

    Lisa

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    Antworten
    1. Hallo Lisa =)
      Ja, es war wirklich ein schönes Jahr, sehr interessant, mal eine so andere Kultur kennenzulernen, und auch super entspannend ;)
      Nicht nur der Strom, auch Benzin kostet dort fast gar nix - der Liter einen ganzen Euro weniger als bei uns, nur etwa 30 Cent!
      Ich kann dir wirklich nicht sagen, wie lange ich für die Decke gebraucht habe, weil ja längere Pausen immer wieder mal dazwischen waren, aber wenn ich denke, ich hätte sie in einem gemacht, wären es schon ein paar Monate gewesen, denke ich!
      Liebe Grüße, Sandra!

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  3. Das ist ja eine höchstinteressante Geschichte und bewundere Deinen Mut, mal eben so nach Afrika zu gehen.
    Und die Decke ist der Hammer!
    LG Judy

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    1. Hallo Judy!
      Vielen Dank =) !
      Ich glaube, es braucht weniger Mut dafür, eher Überwindung, es einfach anzufangen und zu tun, statt im selben Trott wie immer zu bleiben! Im Grunde genommen war es eigentlich ganz leicht - wobei ich sagen muss, ich habe das Glück, im Haus meiner Eltern zu wohnen, also konnte ich meine ganzen Sachen das Jahr über hierlassen. Alles mitzunehmen wär nicht gegangen, oder weiterhin Miete zahlen wär auch nicht möglich gewesen!
      Alles Liebe, Sandra!

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